Wie kamst du zu den Alemannen?
Für mich war es selbstverständlich in die Alemannia einzutreten. Erstens hatte meine Familie einen sehr guten Kontakt zu der Verbindung, denn ein Onkel sowie zwei Cousins waren bereits Alemannen. Zweitens war klar, dass man als Brigenser wenn man nach Bern zog zu den Burgundern und in Fribourg zu den Alemannen ging. Da für mich klar war, dass ich nach Fribourg studieren gehen will kam nur die Alemannia in Frage. Ganz sicher würde ich auch heute wieder zur Alemannia gehen.
Beschreibe deinen ersten Besuch am Stamm in Fribourg.
Nach der bestandenen Matura hatte ich eine Woche Ferien zwischen dem Abverdienen des Korporals und dem Beginn der Offiziersschule. Für mich war der Fall klar: in dieser Woche galt es sich bei der Verbindung zu melden und an der Universität einzuschreiben. Ich weiss noch, dass ich an einem Dienstagnachmittag nach Fribourg fuhr und schnurstracks vom Bahnhof mich zur Rue de Lausanne begab. Damals, in der Zeit vor dem Alemannenhaus, war der Stamm noch im Suisse. Als ich das Restaurant betrat, jassten vier an einem Tisch, drei andere sassen am Stammtisch. Ich ging zu den dreien und sagte ich wolle der Alemannia beitreten. Einer davon war Burgener v/o Frosch und er lud mich in die Runde ein. Gleich zu Beginn erwähnte ich, dass ich Spitzensportler sei und deswegen nicht so viel trinken könne, aber ich werde mein bestes geben. Man antwortete mir, wenn man als Alemanne sich richtig einstelle und alles gebe, würde dies schon klappen. Anschliessend ging ich an die Universität um mich einzuschreiben und kehrte danach am Abend wieder an den Stamm zurück. Ich übernachtete gleich im Suisse, denn es wurde ziemlich spät. Dies war ein sehr schöner Abend.
Was ist der Ursprung deines Vulgos?
Ich hatte in Einsiedeln reiten gelernt und war oft von Pferden umgeben. So hatte ich auch in der Offiziersschule mit den Pferden zu tun. Da es bekannt war, dass ich gut reiten konnte teilte man mir immer die schwierigen Pferde zu oder jene von denen andere geflogen sind. Aber für mich war dies kein Problem. Ich war ein leidenschaftlicher Reiter und ritt bis ich 63 Jahre alt war. Deshalb lag der Vulgo Ritt sehr auf der Hand.
Wenn du nochmals Fux wärst, was würdest du dir raten?
Was ich mir raten würde? Ich würde nochmals alles genau gleich machen wie damals. Genau gleich! Ich hatte tolle Freundschaften in der Verbindung geschlossen und erfreue mich noch heute daran, wenn ich ab und zu Alemannen treffe. Ich glaube man müsste nicht all zu viel ändern. Als Sportler konnte ich zwar nicht so viel trinken wie die anderen, dafür setzte ich mich sonst sehr für die Verbindung ein. Ich hatte alle vier Chargen inne, war Sportpräsident, machte in der Akademia mit, war VCP und war zuletzt Altherrenbundspräsident. Das würde ich alles nochmals so machen.
Dann erübrigt sich wohl die Frage welcher Anlass dir den grössten Kater bescherte?
Ich kann dazu nicht wirklich eine Antwort geben. Ich habe eine ganz spezielle Gabe, was auch viele Coulerbrüder bezeugen konnten, dass ab einem gewissen Punkt ich nicht mehr trinken konnte. Ich kann mich nicht entsinnen mal einen Rausch gehabt zu haben. Vielleicht meldet sich dann jetzt der eine oder andere und behauptet das Gegenteil, aber ich kannte immer meine Grenzen.
Was war der Höhepunkt deiner Aktivenzeit?
Da muss ich dich enttäuschen, es ist nichts couleurisches. Das grösste Ereignis für mich war die Begegnung mit meiner späteren Gattin. Sie war eine grossartige Frau, die alles konnte, viel wusste und Beispiel war für viele andere Frauen. Ich lernte sie an einem Alemannen-Tanzkurs kennen. Wir waren damals verpflichtet diesen zu besuchen als Vorbereitung für einen Ball. Als ich sie dort tanzen sah wusste ich, die oder keine. Sie war damals mit einem anderen Alemannen am Ball, denn die Füxe wurden damals einfach zugeteilt. Es dauerte nicht lange und es hat gefunkt.
Du warst Divisionär in der Schweizer Armee, was war der Höhepunkt deiner Karriere?
Das ist unglaublich schwierig zu beantworten. Für mich war nicht ein bestimmter Grad oder ein bestimmtes Ereignis, sonder die gesamte Karriere ein positives Erlebnis. Ich war ein eigener Vorgesetzter. Ganz egal ob im Dienst oder in einer zivilen Angelegenheit, Führungsaufgaben brauchen einen guten Kopf, Kenntnis der Materie, und drittens muss das Herz dabei sein. Wenn man mit dem Herz bei der Sache ist, hat man die nötige Gefolgschaft. Unzählige male war ich Tag und Nacht unterwegs, dies hat mir einfach eine Befriedigung gegeben. Klar gab es mal negatives, doch dies diskutierten wir anschliessen aus. Ein bestimmte Diskussion ist mir noch fest im Kopf: Ich war Schulkommandant auf dem Waffenplatz in Bern und ein Sanitätssoldat benahm sich dermassen daneben, dass ich ihn bestrafen musste. Ich hatte mit ihm etwa eine Stunde geredet und festgestellt, das bei ihm nichts zu machen war. Ich sagte ihm „mit der Einstellung die du heute hast, wirst du kein brauchbarer Arzt werden. Du wirst scheitern, an dir selber. Wenn du Arzt werden willst, musst du etwas mehr Herz zeigen. Als Arzt ist der Patient wie dein Untergebener und wenn du mit ihm nicht mit dem Herzen umgehst, wirst du keinen Erfolg haben, dies wirst du bald einmal merken.“ Er sass dann seine Strafe ab. Vor zwanzig Jahren war ich mal im Inselspital und beim Verlassen des Gebäude hatte ich den Eindruck gerufen zu werden. Als ich mich umdrehte, kam ein Arzt im weissen Kittel auf mich zu und sagte „Kennen Sie mich noch, Herr Oberst?“ Ich führte über in der Division über 44’530 Männer und konnte mich erst nicht erinnern. Als der Arzt meinte, dass man sich vor allem nicht die schwarzen Schafe einprägte, dämmerte es mir. Es war ebendieser Mann. Er wollte mir sagen, dass er sich hundert prozentig geändert hatte und immer darauf wartete bis er mich einmal wieder sehe, um mir dies zu sagen. Dies tut mir wahnsinnig wohl, und ich glaube von dem lebe ich auch. Früher lachte man erst über mich und meine Methoden, bis sie dann erzürnten ab meinem Erfolg, und plötzlich schwenkte der eine und andere auch ein. Wenn heute Fehler passieren in der Armee, dann ist es weil man das Gespür für die Führung nicht hat. Das Herz muss bei der Sache sein.
Wie findest du denn die heutige Armee?
Ich darf natürlich meinen Kameraden nicht in den Rücken fallen. Ich kann dir sagen, dass ein grosser Teil derer, welche die heutige Armee kritisieren an dieser mitgearbeitet haben und diese Armee wollten. Und jetzt wo man die praktische Wirkung sieht und neben dem Positiven auch Negatives feststellen muss, ist man plötzlich gegen die Armee. Mein jüngster Sohn ist ebenfalls in der Armee und ich habe viel Freude daran, denn er führt genau wie ich. Er war acht Jahre Kommandant Führung der Schweizer Armee, und was nun im Januar in Kraft trat, stammt mehr oder weniger aus seiner Feder. Ich bin stolz auf ihn und folglich auch auf die Armee.
Kriegst du noch viel mit von der Armee?
Ja, wir ehemaligen höheren Stabssoffiziere, also Brigardier, Divisionär und Corpskommandant, erhalten mehrmals im Jahr die Möglichkeit einen Einblick in die Armee zu erhalten. Von Vorträgen bis zu praktischen Vorführungen sehen wir sehr viel der heutigen Armee.
Wenn du dort vor Ort bist, und nochmals auf dem Kasernenboden stehst, packt es dich dann, dass du gleich selber wieder mitmachen möchtest?
Ich weiss nicht, es ist zu viel anders. Es wäre heute sehr wahrscheinlich zu wenig, dass man noch mit persönlicher Überzeugung und mit dem Herz einbringen könnte. Gesamthaft habe ich eine sehr gute Erfahrung mit der Armee und bin vollkommen zufrieden mit meiner Karriere.
An welchem Alemannen Anlass trifft man dich als nächstes an?
Ich war gerade letze Woche am Regionalstamm in Bern und hoffe auch das nächste mal wieder hingehen zu können. Während sieben Jahren war ich der Verbindung mehr oder weniger komplett weg geblieben, weil ich meine meine an Leukämie erkrankte Frau pflegte. Mittlerweile komme ich gerne wieder an den Stamm um die Freundschaften in der Verbindung zu pflegen.